Die deutschen Schülerinnen und Schüler sind im internationalen Vergleich nicht schlecht. Seit Beginn der PISA-Studie haben sich die deutschen 15-Jährigen kontinuierlich verbessert. Damit wir vielleicht mal an der Spitze landen, ist noch viel zu tun.
Schulbildung und Mediennutzung – Bereitet uns die Schule auf unsere Zukunft vor?
Die Schüler-AG des Gutenberg-Gymnasiums veranstaltet das Junior Science Café
Die Schüler-AG, sowie deren Leitung Ellen Meinecke, hatten mit großer Spannung auf diesen Abend gewartet. Lena Kremer, Jana Nießen, Alexandra Pesch und Lena Samel, Schülerinnen der 8. Klasse und Thorben Paulik, Schüler der 9. Klasse hatten großes Engagement in der Vorbereitung und Planung gezeigt. Nun war es soweit: Am 9. Juni 2015 um 18 Uhr öffnete das GuGy seine Türen für alle Interessierten zum Junior Science Café in der Mensa des Gutenberg-Gymnasiums. Der Eintritt war frei und eine ganze Reihe von neugierigen Schülern, Lehrern und Eltern versammelten sich, um gemeinsam mit Experten und Gästen das Thema „Schulbildung und Mediennutzung – Bereitet uns die Schule auf unsere Zukunft vor“ zu diskutieren.
Im Junior Science Café organisieren Schüler Gesprächsrunden mit Experten. In lockerer Atmosphäre tauschen sie sich über wissenschaftliche Fragestellungen aus. Die Eigeninitiative der Schüler steht dabei im Vordergrund: Sie wählen das Thema und die Experten, sie planen und moderieren die Veranstaltung. Das Junior Science Café greift Trends aus Wissenschaft, Forschung und Gesellschaft auf. Die erste Staffel „Vol. 1 - Denk digital!“ widmet sich den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft. Das Projekt ist eine Kooperation von Wissenschaft im Dialog und der Deutsche Telekom Stiftung. Ziel ist es, Jugendliche über die Junior Science Cafés in die Debatte rund um das Thema digitale Gesellschaft einzubinden und ihr Interesse an wissenschaftlichen Fragestellungen zu wecken.
Zur Diskussion sind an diesem Abend drei Experten zu Gast: Frau Antonie Kerwien von der OECD aus Berlin, Herr Prof. Sven Kommer von der RWTH Aachen und Herr Prof. Stefan Ludwigs von der Rheinischen Fachhochschule Köln. Durch den Abend begleiten als Moderatoren die Schüler Thorben Paulik und Leonard Pelzer, Schüler der 9. Klasse.
Nach einer ersten Vorstellung der Aufgaben der OECD sowie der jeweiligen beruflichen Aufgabenfelder im Bereich Medienbildung und -nutzung kommt es schnell zu einigen interessanten Fragen von Seiten der Schüler und Lehrer im Publikum und zu einer zwanglosen Diskussionsrunde mit den Experten.
Antonie Kerwien stellt dem Publikum die PISA-Studie vor, welche derzeit in 65 Ländern der Welt mit 15-Jährigen durchgeführt wird. Darin getestet werden die Kernkompetenzen in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Finanzwissen und Problemlösungsstrategien seien ebenfalls Bestandteil dieser Tests, so Kerwien, um herauszufinden, ob Schüler tatsächlich in der Lage seien, beispielsweise Rechnungen zu lesen oder Empathievermögen für ihre Mitmenschen aufzubringen. Dabei haben die deutschen Schülerinnen und Schüler nicht schlecht abgeschnitten, so Kerwien. Jedoch sei noch viel zu machen, damit wir vielleicht einmal an der Spitze landen würden.
Christian Bollermann, Informatiklehrer und Medienbeauftragter am GuGy, interessiert an diesem Abend, welche Tipps die Experten für Mediennutzung im Unterricht haben. Prof. Stefan Ludwigs ist sich sicher, dass die Zukunft elektronischer Medien innerhalb des Systems Schule zur Selbstverständlichkeit werden wird. „Jeder Schüler wird sein Handy in der Schule nutzen!“ so Ludwigs. Schüler müssten, so Ludwigs, das Internet klug zu nutzen wissen, Suchtfaktoren kennen und wichtig sei darüber hinaus die Selbstreflexion im Umgang mit Medien. Für Prof. Kommer fängt der Medieneinsatz bei der richtigen Recherche im Internet an. Dazu empfiehlt er auch den Einsatz von Handys. Außerdem sind für ihn Erklärvideos ein besonders gut geeignetes Mittel zum Einsatz neuer Medien im Unterricht. „Warum eigentlich das Handy nur zum YouTube gucken, warum nicht selber zum YouTube drehen nutzen?“ Hier lernen die Schüler neben dem Präsentieren auch Bildgestaltung, Schnitt und Vertonung.
Herr Bodewig, ein Lehrer des nahgelegenen Erftgymnasiums, der seit Jahren im Unterricht und darüber hinaus Hilfe über Foren anbietet, beteuert, er habe in den vergangenen Jahren eher schlechte Erfahrung gemacht. Martin Plath, Schüler der Jahrgangsstufe EF, versichert, dass Schüler über soziale Netzwerke miteinander lernen, indem man dort Hilfe suche und sie auch bekomme. Professor Kommer von der RWTH Aachen, der selbst in der Lehrerausbildung tätig ist, empfiehlt Simulationen und virtuelle Experimente im Unterricht. Stefan Ludwigs gibt die Empfehlung Klassen schlecht kopierte Arbeitsblätter zu ersparen und zeigt am Beispiel der KHAN-Academy, dass Schüler sich gegenseitig durch Tests herausfordern und fördern sollen.
Frau Kerwien macht am Ende noch einmal deutlich, dass die PISA-Studie keinen direkten Zusammenhang zwischen Lernergebnissen und der Ausstattung der Schule ergeben hat. Wie gut Schülerinnen und Schüler sind, liegt also nicht an einer mit den neusten Medien ausgestatteten Schule. Prof. Ludwigs hebt in diesem Zusammenhang auch noch einmal vor, dass die Aktivierung der Lernenden von großer Bedeutung sei. Die digitalen Medien können dabei helfen. Sie sind also wichtig und sollten deshalb Einzug in die Schule erhalten. Hürcan Hürüz, ebenfalls Schüler der EF, erwähnt, dass der aktuelle Schulkonferenzbeschluss des GuGy Schülern und Lehrern Kontakt über soziale Netzwerke untersage und WhatsApp-Gruppen und Ähnliches nicht erlaubt seien. Das Handyverbot am GuGy widerspricht dem Einsatz wie Ludwigs ihn empfiehlt.
Alles in allem ein runder Abend, an dem einige Schüler die Mensa verlassen und sich bestätigt fühlen in ihrer Forderung Handys im Schulalltag nicht zu verbieten. „Mehr PCs oder die Anschaffung von IPads für den Unterricht wären eine große Bereicherung“, sagt Isabel Braun, Schülerin der Jahrgangsstufe EF. Einige Lehrer gehen mit dem Gedanken an Veränderung ihres Medieneinsatzes im Unterricht. Sie sind sich jedoch bewusst, dass auch die Experten die Lösung wann und wieviel Medieneinsatz in der Lehre sinnvoll sei vom Lehrstuhl aus selbst noch erproben.